Der 'Grüne Mann' als Verkörperung
des
Vegetationsjahres
Die jungsteinzeitliche Vorstellung vom männlichen
Partner der Göttin, der sie durch ihr magisches Jahr
begleitete,
manifestierte sich in der engen
Verbindung
dieses Heros
mit der
Natur,
mit Werden, Wachsen, Vergehen und erneutem Wachsen. Als kleiner
Lichtfunke zur Wintersonnenwende geboren, wuchs der männliche
Partner mit dem zunehmenden Licht, wurde vom Sohn zum strahlenden
Gefährten in der Zeit des Wachstums in der Natur, bevor er im
Übergang zur dunklen Zeit im Herbst 'gen Westen segelte', d.h.
dass er wie alles andere in der Natur starb, bevor er zur
Wintersonnenwende, in der Mutternacht, neu geboren wurde. Dieser
Partner wird in unserem Kulturkreis oftmals als
Herr des Waldes mit
Hirschgeweih und/oder einer Bekleidung aus Moosen und Flechten oder als
immergrüner Baum dargestellt. Der
Wacholdermann,
der zuweilen die Wanderer des Geo-Naturparks Holle-Land begleitet,
könnte als Verkörperung dieses 'Grünen
Mannes'
aufgefasst werden.
Der 'Grüne
Mann'
Eine Abbildung des
'Grünen
Mannes' befindet sich auf einem
Steinrelief über dem Eingangsportal der
Kirche in Waldkappel.
In den drei
Vogtei-Dörfern
Niederdorla, Oberdorla und Langula bei Mühlhausen in
Thüringen gibt es bis heute zu Pfingsten den Brauch, dass die
Figur
des '
Schoßmeiers'
oder '
Schößmeiers'
in
einem Umzug zu
Fuß oder auf einem Pferdewagen durch das Dorf
geführt wird.
Es handelt sich um
eine
mit grünen
'Schößlingen'
geschmückte Person, teilweise auch mit
Strohaufbauten
übermannshoch vergrößert, die den
Neubeginn, die
lebendige Natur im Frühjahr smbolysiert.
In einigen angrenzenden
Süd-Eichsfelder
Dörfern wurde
ein mit Stroh verkleideter
Bär
durch das Dorf geführt.
Vinzenz Hoppe schreibt hier:
"Wir lesen darüber
in Thüringen
und Harz (1841) bereits folgende Schilderung:
So war es sonst und ist es noch
jetzt gebräuchlich, in
Oberdorla den dritten und in den beiden anderen Dörfern
(gemeint sind Niederdorla und Langula) den zweiten
Pfingsttag ein mannshohes, zuckerhutförmiges Gehäuse
zu verfertigen, darunter einen Mann auf ein Pferd zu setzen
und diese Figur unter dem Freudengeschrei der begleitenden
Knaben durch das Dorf zu führen. Diese abenteuerliche Figur
nennt man den Schoßmeier.
Er wurde früher aus Stroh
geflochten und nach beendigtem Umzuge außerhalb des
Dorfes verbrannt ... Der Mann auf dem Pferd ist in der Neuzeit (gemeint
ist hier die neuere Zeit des 20. Jahrhunderts) ersetzt worden durch ein
Faß oder Gestell, um das der Zweig- und Laubkegel,
der Grünemann
(Schoßmeier) gewunden
wird.“
vgl. www.eichsfeld-archiv.de:
Das Südeichsfeld damals und heute – Archiv des
Heimat-Studios; Artikel von Vinzenz Hoppe: Pfingstbrauchtum im
Eichsfelder und Vogteier Gebiet, 1986
vgl. auch Photos mit Bildunterschrift im Museum
Opfermoor Vogtei, www.museumsverband-thueringen.de
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