"Weit
merkwürdiger, als die Höhle selbst, scheint mir ein
Gebrauch,
der in derselben stattfindet, durch den man sich wahrlich in die
frühesten Zeiten unseres Vaterlandes versetzt zu werden
glaubt.
Gewöhnlich am zweiten Ostertage jeden Jahres gehen die
Burschen
und Mädchen aus den Dörfern Hilgershausen und
Kammerbach
hierher und steigen in die Höhle herab, doch versieht sich
jedes
vorher mit Erstlingen des Frühlings, einem Strauße
Blumen,
den es in der Höhle gleichsam als Opfer niederlegt,
dafür
Wasser trinkt und anderes den Seinigen in den Krügen mit nach
Hause nimmt. Schon hat diese Sitte sehr nachgelassen, denn
früher,
wie man mir sagte, wurde das Opfer von einigen Blumen so heilig
gehalten, daß sich Niemand, auch zu anderen Zeiten, hinab
gewagt
hätte, ohne erst einige gesammelt zu haben ... Niemand
weiß
natürlich den Grund dieser Sitte anzugeben. Unmöglich
kann
sie aus einer christlichen Zeit stammen, denn sie trägt zu
unverkenntlich das Gepräge des Heidenthums. Es musste eine
mächtige Gottheit seyn, da sich die Sitte so lange erhalten
konnte. Sollte es wohl die am nahen Weißner wahrscheinlich
verehrte Hulda (Holle) gewesen sein."
Georg Landau, Der Hohlstein in Niederhessen. In:
Archiv
für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens. Bd 6, 1833, S.
315-318
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